Die 10 häufigsten Fehler in der Typografie

Januar14

Die Typografie ist ein weites Feld, das im traditionellen Sinne die Kunst und das Handwerk des Druckens bezeichnet. Wer heute von der Typografie spricht, meint meist die Gestaltung eines Textes: Welche Schriftart und Satzzeichen werden verwendet? Werden in einem Absatz zu viele Wörter am Zeilenende getrennt? Die meisten Autoren halten diese äußerlichen Merkmale zwar für nebensächlich, doch haben sie einen großen Einfluss auf den Lesefluss. Ob jemand einen Text bis zum Ende liest oder nach einigen Sätzen abbricht, hängt auch von der optischen Lesbarkeit ab. Damit eure Texte optisch ansprechend sind, haben wir die folgenden zehn häufigsten Typografie-Fehler für euch zusammengetragen:

  1. Korrekte Anführungszeichen
  2.  Eszett oder Doppel-S?
  3.  Kursiv ist nicht gleich schräg!
  4. Apostroph oder „Deppen-Apostroph“?
  5. … Auslassungspunkte …
  6. Der Gedanken- und der Bindestrich – Das ungleiche Geschwisterpaar
  7. Kapitälchen
  8. Ein buntes Schriften-Durcheinander
  9. Zeilenabstand & Durchschuss
  10. Trennungen

1. Korrekte Anführungszeichen

Wir gebrauchen sie alltäglich für Zitate und Ironisierungen, dennoch werden sie häufig falsch eingesetzt und positioniert. Nachfolgend eine kurze Erklärung, um Abhilfe zu schaffen:
Das öffnende Anführungszeichen befindet sich unten, nicht oben. Das schließende wird im Gegenteil dazu oben platziert. In vielen Satzprogrammen wird fälschlicherweise standardmäßig das Kodierungs-/Zollzeichen verwendet, welches sich immer oben befindet. Um sich die Anordnung der Zeichen zu merken, gibt es eine ganz einfache Eselsbrücke: 99 („) unten, 66 (“) oben. Diese gilt allerdings nur für die Deutschen Anführungszeichen. Im Englischen heißt es: 99 oben, 66 oben.

Die richtigen Anführungszeichen können – neben anderen wichtigen Satzzeichen – über die Zeichenübersicht, bestimmte Tastenkombinationen am Mac oder Windows-PC oder in einigen Programmen auch in den Grundeinstellungen festgelegt werden.

Merke! Deutsch – 99 unten, 66 oben Englisch – 66 oben, 99 oben

Merke! Deutsch – 99 unten, 66 oben, Englisch – 66 oben, 99 oben

2. Eszett oder Doppel-S?

Das ß ist eine Ligatur. Darunter versteht man die Verbindung von zwei Buchstaben zu einem. Das kann sowohl versehentlich als auch beabsichtigt geschehen, wie am Beispiel des ß zu sehen ist.
In diesem Fall liegt die Verbindung von einem kleinen f und einem kleinen s vor.
Da beide Buchstaben klein geschrieben sind, kann das ß nicht in Texten mit Großbuchstaben oder Kapitälchen vorkommen. Es zerstört das optische Gesamtbild des Textes und beeinträchtigt damit den Lesefluss. Wird es dennoch benötigt, ersetzt man es einfach durch ein Doppel-S.

Beispiel Eszett oder Doppel-S

3. Kursiv ist nicht gleich schräg!

Mit Schriftauszeichnungen, wie kursiver oder fetter Schrift, wird gut und gerne um sich geworfen als handle es sich dabei um Konfetti. Werden dabei die in vielen Satz- und Layoutprogrammen vorgegebenen Kursiv- und Fettkürzel verwendet, endet der Text als eine unübersichtliche Verkettung von Schriften.
Besser ist es, die vom Ersteller der Schrift selbst angefertigten Schriftschnitte zu verwenden. Diese gibt es oft in unterschiedlichen Stärken, wodurch bei der Gestaltung viel variiert werden kann.
Buchstaben sollten auch nicht durch das verändern des Schriftwinkels schräggestellt werden. In vielen Fällen gibt es mehrere Schriftschnitte, in denen häufig auch eine „Italic“-Schrift enthalten ist. Pseudo-Kursive wirken sehr unnatürlich und sollten behutsam verwendet werden, da echte Kursive eigenständige Buchstabenformen haben, die der Schriftgestalter in der Regel berücksichtigt und seine Schrift optimal anpasst.

Beispiel Kursiv ist nicht gleich schräg!
4. Apostroph oder „Deppen-Apostroph“?

Der unliebsame Begriff „Deppen-Apostroph“ beruht auf der oftmals falschen Anwendung des Apostroph. Häufig ist dem Verfasser gar nicht bewusst, dass es dieses Schriftzeichen im Deutschen nur in sehr seltenen Fällen gibt. Hier besteht ein großer Unterschied zur englischen Rechtschreibung, wo der Einsatz häufig beobachtet werden kann.

Falsch eingesetzt ist das Apostroph bei der Pluralbildung oder im Zusammenhang mit Imperativen.
Richtig verwendet ist das Apostroph hinter einem Genitiv s, um ein Zugehörigkeits- oder Besitzverhältnis auszudrücken. Ein einfacher Satz ergibt sonst keinen oder einen ganz anderen Sinn.

Beispiel Apostroph

Das richtige Apostroph hat übrigens die Form einer Neun: ’. Der gefüllte runde Punkt (Punze) befindet sich oben. Abhängig von der Schriftart finden sich auch dünne, gerade oder eckige Schriftzeichen. Falsch wären die Zeichen für Zoll oder Minuten, das gerade und leicht nach rechts geneigt ist.
Achtung! Bei einigen Schriftsatzprogrammen wird automatisch ein falsches Apostroph gesetzt, welches die Form einer Sechs hat.

5. … Auslassungspunkte …

Anstatt mehrere Punkte hintereinander zu setzen und den Zeichenabstand so lange zu regeln, bis er halbwegs gleichmäßig wirkt, kann man sich die mühselige Arbeit durch das Setzen des Auslassungszeichens ersparen. Dieses ist in professionellen Schriften bereits unter dem Namen „Ellipse“ oder „Dreipunkt“ enthalten.
Eine Ellipse kann verwendet werden, um einen Wortteil zu ersetzen. In diesem Fall wird es direkt, ohne Leerzeichen, hinter den Anfang des Wortes gesetzt. Oder es ersetzt einen Satzteil, dann folgt es nach einem Leerzeichen dem entsprechenden Wort. Man kann die Ellipse auch für verschachtelte Sätze nutzen, oder um ein Zitat abzukürzen. Hierfür wird es zwischen zwei eckigen Klammern am Ende des Zitates platziert. Doch beachten Sie, dass innerhalb der Klammern kein Leerzeichen benötigt wird!
Wird der Dreipunkt zum Satzausklang genutzt, folgt ihm kein weiterer Punkt. Der nächste Satz wird nach einem Leerzeichen direkt angehangen.

Beispiel Auslassungspunkte

6. Der Gedanken- und der Bindestrich – Das ungleiche Geschwisterpaar

Der einzige Unterschied liegt doch nur in der Länge, richtig? Falsch! Denn die beiden tragen ganz unterschiedliche Verantwortungen und können den Satzbau in seiner Bedeutung schnell durcheinander würfeln.

Der Bindestrich dient der Verbindung von sowohl einzelnen Wortteilen als auch zusammengesetzten Wörtern und steht daher nie zwischen zwei Leerzeichen. Er findet Verwendung als Trennstrich am Ende einer Zeile, in verschiedenen Schreibweisen des Datums, als Ergänzungsstrich in Aufzählungen, zur Verbindung einzelner Zahlen und Buchstaben mit einem Wort oder mehrerer Wörter zu einem Begriff, oder einfach zur Verdeutlichung der Zusammengehörigkeit.

Beispiel Bindestrich
Der Gedankenstrich dagegen wird verwendet um Wörter zu trennen, kann aber auch als normales Minuszeichen eingesetzt werden. Er sieht aus wie der Bindestrich, ist nur ein kleines Stück länger, doch verfolgt ganz andere Ziele als sein Geschwisterkind. So wird er in Büchern genutzt, um einen spontanen Gedanken zu trennen, im Straßenverkehr zur Wegweisung, zur Angabe eines Zeitraums, in simplen Wortgruppen oder Gegenüberstellungen sowie zur Kenntlichmachung von Pausen. Außerdem ist er Auslassungsstrich, Listenbeginn und Trennstrich zwischen beispielsweise Interpret und Titel.

Beispiel Gedankenstrich

Noch länger als die beiden ist ihr entfernter Cousin, der Geviertstrich. Er ist der breiteste der drei und kann mit geringeren Abständen zum Wort als Alternative für den Gedankenstrich genutzt werden. Tatsächliche Verwendung findet er jedoch nur selten, da er oft als zu lang angesehen wird.

7. Kapitälchen

Kapitälchen dienen nicht dem Hervorheben einzelner Textpassagen. Falsch eingesetzt wirken sie schwer, erdrückend und schränken die Lesbarkeit stark ein. Besser ist es, besonders in langen Texten auf den Einsatz der Großbuchstaben vollends zu verzichten.

Kapitälchen ersetzen die Kleinbuchstaben in einem Wort, gelten aber gestalterisch als Großbuchstabensatz. Für den Einsatz sollte darauf geachtet werden, dass es sich um echte Kapitälchen handelt. Viele Programme skalieren einfach Großbuchstaben in eine niedrigere Höhe, um den Eindruck von Kapitälchen zu vermitteln. Dabei handelt es sich allerdings um falsche Kapitälchen, deren Einsatz das Schriftbild stört. Die verkleinerten Buchstaben werden zu dünn dargestellt und passen optisch nicht mehr zum Wortanfang. Anders bei Kapitälchen, welche vom Schriftsetzer speziell angefertigt wurden und die Eigenschaften der Großbuchstaben beibehalten.

Beispiel Kapitälchen
8. Ein buntes Schriften-Durcheinander

Auf diesen Fehler stoßen wir in der Öffentlichkeit nur zu oft: Wir sehen uns ein Plakat an und werden von einer ganzen Welle an Schriften überrannt. Bunte Farben, dicke-, dünne-, kursive-, und gerade Schriften in den verschiedensten Arten springen uns geradezu an und versuchen allesamt unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In der Folge bekommen die wichtigen Elemente nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen zusteht. Um diese Auswirkungen zu vermeiden gilt es, auch bei den Schriften gewisse Regeln einzuhalten.

Beginnen wir bei der Wahl der Schriftart. Vermeiden Sie es, mehr als drei verschiedene Schriftarten zu verwenden. Außerdem sollten Sie darauf achten, die Schriftschnitte, also kursive oder fette Schriften, nicht zu wild durcheinander anzuordnen.
Ihr Projekt sollte schon auf den ersten Blick harmonisch und gut durchdacht erscheinen. Auch mit unterschiedlichen Schriftfamilien sollte vorsichtig umgegangen werden. Viele beißen sich untereinander, was eine gewisse Unordnung mit sich bringt. Hier heißt es: probieren geht über studieren!

Farben sollten grundsätzlich mit Bedacht verwendet werden. Ein kunterbuntes Durcheinander ist anstrengend für die Augen und lässt den Betrachter schnell seinen Blick abwenden. Nutzen Sie sie beispielsweise um etwas hervorzuheben oder als dezente Dekoration, um in eine kühle Gestaltung etwas Wärme einzubringen.

Beispiel Schriften-Durcheinander

Zusammenfassung:

  • nicht mehr als drei verschiedene Schriftarten verwenden
  • Schriftschnitte (kursiv oder fett) nicht zu wild durcheinander anordnen
  • Farben mit Bedacht verwenden: dezente Hervorhebungen oder Dekorationen sind möglich
  •  Vorsicht bei unterschiedlichen Schriftfamilien: viele harmonieren nicht miteinander

9. Zeilenabstand & Durchschuss

Ob sich ein Text angenehm lesen lässt, oder sich anstrengend auf unsere Augen auswirkt, entscheiden wir in Sekundenschnelle. Besonders lange Zeilen mit geringem Zeilenabstand sorgen für Schwierigkeiten im Lesefluss. Wird dazu noch eine sehr feine oder besonders dicke Schrift in kleiner Größe genutzt, sind die Wörter oft sehr schwer lesbar, Zeitschriften oder Bücher werden zur Seite gelegt und aufgrund der schlechten Erfahrungen nie mehr angerührt.

Vermeiden Sie diese Probleme durch die richtige Wahl des Zeilenabstands, die Sie ganz leicht durch Entscheidungen nach Ihrem Gefühl treffen können. Hier geht es nicht darum, sich einzig und allein an Richtlinien zu halten! Wichtig ist nur, dass der Leser möglichst schnell den Anfang der nächsten Zeile findet und ungehindert weiterlesen kann.

Verwechseln sollten Sie den Zeilenabstand jedoch nicht mit dem Durchschuss. Dieser beschreibt nur den nicht bedruckten Bereich zwischen den Zeilen, während der Zeilenabstand von Grundlinie zu Grundlinie gemessen wird. Auch dieser sollte im Auge behalten werden, damit sich Buchstaben zweier verschiedener Zeilen nicht berühren.

Beispiel Zeilenabstand
10. Trennungen

Trennungen müssen nicht immer etwas negatives sein. In der Typografie sind sie sogar von Vorteil und helfen uns dabei, einen Text ansprechend zu gestalten. Dennoch ist auch bei den Trennungen einiges zu beachten.
So dürfen Überschriften, zusammengehörige Worte und Zahlen sowie Abkürzungen nicht auseinander gerissen werden, zwei gleiche Silben nicht untereinander stehen und nicht mehr als drei bis vier Trennungen in einem Absatz vorkommen. Allgemein kann man sagen, dass sie abhängig von Spaltenbreite und Seitengrenzen gesetzt werden sollten.
Ist es nicht möglich diese Dinge durch das Verwenden anderer Wörter oder Zeichen zu vermeiden, gibt es noch die Möglichkeiten die Laufweite der Schrift, also die Breite der Leerzeichen zwischen den Worten zu verringern, oder einen neuen Zeilenumbruch einzufügen. Manchmal lässt sich dieses Problem auch schon durch minimales ändern der Schriftgröße lösen.

Beispiel Trennungen


Veröffentlicht von Josephin in category Ratgeber Fotobuch

6 thoughts on “Die 10 häufigsten Fehler in der Typografie

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  3. Maria del Carmen Gonzalez Preuß

    Danke für die anschauliche und gut erklärte Typografie. Ich mache zur Zeit ein Schreibstudium zur Autorin, leider mache ich noch zu viele Rechtschreib-und Typografiefehler.

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  5. Rainer Prüß

    Danke, alles prima, doch das ß ist als Ligatur doch keine Zusammenfassung von f und s sondern die Zusammenfassung des alten deutschen s mit dem z aus der alten Deutschen Schrift und wurde von meinen Vorfahren genau so geschrieben, eben der lange hohe Strich des s, das mit unserem lateinischen s nichts zu tun hat, und das z , bei dem der untere Strich im Halbkreis und fast als Unterlänge wieder nach vorne führt.

    Rainer Prüß

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  6. Kathrin Heilmann

    Danke für die hilfreichen Tipps. Allerdings dürfte wohl der Gebrauch der Bindestriche in der zweiten Zeile von Ziffer 8 Ihren eigenen Regeln zum Gebrauch des Bindestrichs in Ziffer 6 widersprechen, oder täusche ich mich da?

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